...Juli 2007 noch nicht zuende berichtet, August und September fehlen ganz? Ja, so sind wir.
Fuer den zweiten Teil der Reise schleppen wir ein Notebook mit und sind damit etwas unabhaengiger von dem sporatischen Aufkommen der Internetcafes. Enjoy!
Reisebericht Maerz 2008
19. Mär.'08 Cuba is calling!
Der zweite Teil unserer Reise nimmt Anlauf. Die Bahamas, Cuba und die Conch Republic stehen auf dem Speiseplan. Wir fliegen von Hamburg via Amsterdam mit Zwischenstopp in Minnesota.
Hendrik „Moinsen“ verhindert mit der Berufsangabe „Painter“ ein schnelles Überwinden der Homeland Security. An der Immigration gelten junge Handwerker wohl als potentiell niederlassungswillige Schwarzarbeiter ohne Arbeitserlaubnis und Social Security Nummer. Vernünftige Maler könnten die USA ja auch gut gebrauchen!
Nach dem Durchleuchten seiner Person und dem Vorzeigen der aktuellsten Motoretta-Ausgabe, welche einen kurzen Bericht über unsere Tour enthält, wird er schließlich freigelassen. Dass sein Betrieb –unter erheblicher Sicherheitsauflage und -prüfung– den Auftrag zur Renovierung der US-amerikaischen Botschaft in Berlin erhalten hat, erwähnt er vor Aufregung nicht.
Doch der insgesamt 6-stündige Aufenthalt in Minneapolis beschert uns wie geplant die Möglichkeit, in die Stadt hinein zu fahren und die Kollegen von Scooterville zu besuchen. Seit unserem letzten Schrauberaufenthalt Anfang Juli letzten Jahres hat sich einiges getan. Scooterville ist aus dem kultigen Speicher-Gewerbegebiet in ein richtig großes Motorradgeschäft umgezogen. Neu ist auch der Auftritt als offizieller Vespa-Haendler. Den coolen Firmen-LKW haben die Jungs behalten (findet Ihr bei den Fotos auf einem Bild von heute, links unten, daneben: Moinsen).
Nachdem wir uns mit Durchfragen und unter Verwendung des „Light Trains“, einer Art S-Bahn, zu einer Station in vermutlicher Nähe des Ladens durchgeschlagen haben, werden wir endlich mal Opfer einer Touristenabzocke. Eingefädelt vom Taxifahrer, der uns in seiner Limousine die letzten Meter zu Scooterville schaukeln soll. Eine gute Viertelstunde sind wir bestimmt unterwegs, sogar auf die Autobahn geht es. Doch der gute Mann muss früher in der Sightseeing-Branche gearbeitet haben: als wir Scooterworks nach großem Hallo und Benzingesülze wieder verlassen und uns auf der Suche nach einer Kneipe machen, stellen wir fest, dass die S-Bahnstation keine 200 Meter um die Ecke liegt. Was outen wir uns auch freiwillig mit einem fröhlichen „wir kennen uns hier nicht aus“…
Vom Flughafen in Ft. Myers holt uns ein Mitglied des Vespa Club of Florida und guter Freund von Christian ab.
Die Hoffmann-Vespas haben das halbe Jahr Pause in Christians Garage gut überstanden (neeja, waren ja auch zu zweit). Ausgelaufen sind sie, aber das kennt man ja schon von den Frauen.
20.-24 Mär.'08 Hendrik „Moinsen“ gewinnt die Wette!
Wie geplant nutzen wir das Wochenende erst einmal für einen Trip nach Daytona Beach und zum Kennedy Space Center (noch ganz gemütlich per Auto).
Außerdem will sich Christian in St. Augustin eine Allstate-Vespa ansehen, welche im selben Jahr wie unsere Hoffmann-Vespas gebaut wurde. Während das für unsere Reise verwendete „Königin“ Modell für den deutschen Markt auch in Deutschland gebaut wurde, wurde die „Allstate“ Modelle zwar speziell für den nordamerikanischen Markt gefertigt, aber in Vespas Mutterland Italien produziert.
Obwohl in Daytona Beach gerade die legendäre „Spring Break“ der jungen Studenten die Szene beherrscht, ist das ganze Theater für die aus dem Hamburger Raum stammenden Reisenden doch eine recht müde Veranstaltung. Da kann auch der Auftritt der Girls gone Wild Crew nicht viel retten, die in einer der Diskotheken auftreten, die wir bei dem einen oder anderen Wodka so abklappern. Das Saturdaynightfever verschlafen wir glattweg. Nicht ohne noch vorher den guten alten Jens Ping. aus dem Bett zu reißen, um die Streitfrage zu klären, wer „Fiesta Mexicana“ gesungen hat. Jens stört sich nicht daran, mit welchen abstrusen Fragen wir uns um 3.15 mitteleuropäischer Zeit beschäftigen und hat –natürlich– auch die Antwort parat. Hendrik „Moinsen“ gewinnt die Wette und damit muss Christian die fetten Zigarren spendieren, welche wir in Havanna rauchen werden! Sonntag geht es zum Kennedy Space Center in Cape Canaveral. Auch wenn Christian zum x-ten Mal hier ist, so wird doch bestaunt, was die Raumfahrtforschung schon in den fünfziger Jahren geleistet hat, während die Erstbesitzer unsere Vespas noch mit primitiver Technik durch die Gegend zotteln. Wer in unsere Reiseberichte aus Juni und Juli 2007 reingeschnuppert hat, weiß, warum wir hier entgegen der üblichen Legendenbildung nicht von „solider Technik“ herum schwafeln.
Obwohl… so ein ganz kleines bisschen haben wir uns wieder mit der Hoffmann-Technik versöhnt, welche uns seit Kalifornien kaum größere Pannen beschert hat. Wissenshungrigen sei noch vermittelt, dass Rechnerleistung die Mondlande-Zentrale (unabhängig davon, ob die Amis 1969 tatsächlich auf dem Mond oder Verschwörungstheoretikern zufolge in der Wüste Nevadas gelandet sind) einem 386er Personal Computer entsprach, wie er in der zweiten Hälfte der neunzehnhundertachtziger Jahre in den Büros und Wohnzimmern stand.
Für die Sammler unter uns noch die Info: nein, die Allstate wurde nicht gekauft. Der Verkäufer kam nicht an die Räume heran, in der das gute Stück lagerte. Schade.
25.-27 Mär.'08 Zündkerzengewinde ade
Nun widmen wir uns weiter den Reisevorbereitungen. Herumschrauben an den Hoffmännern gehört natürlich dazu. Hendrik übernimmt es, alle Decken und Schläuche neu aufzuziehen. Hier noch ein Bowdenzug, dort abschmieren, Bremsen überholen - fertig ist die Vespa. Eine Schrecksekunde ereilt uns, nachdem wir unter Anwendung von Gewalt Moinsens Zündkerze herausgedreht haben: das Gewinde im Zylinderkopf ist zu dreiviertel ruiniert. Ebenfalls mit Gewalt drehen wir eine neue Zündkerze ein. Für die Zukunft heißt das zu hoffen, dass unsere Sachen noch lange gut gehen...
Ende April müssen unsere Vespas zurück nach Europa. Denn für Kraftfahrzeuge, und seien sie noch so klein und unbedeutend, gilt ein Jahr Höchstaufenthalt, danach Abschiebung (oder Tod durch die Schrottpresse). Obwohl unsere fahrenden Untersätze ja schon etwas betagter sind, wollen wir sie doch vor dem Schicksal der Vernichtung und uns vor dem Ärger mit dem Zoll bewahren.
Deswegen werden wir für den Transport USA-Europa einen Container chartern. Christian hat zuhause noch ein paar Allstate-Vespa aus den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts stehen, welche in Zukunft seine Sammlung in Europa zieren sollen.
Und da Moinsen gerade umbaut, bietet es sich an, den lang gehegten Wunsch nach einem Pokertisch kostengünstig umzusetzen. So kommt es, dass er im Rec Room einen Pokertisch erwirbt. Die Tatsache, das Teil in den USA von Haus aus viel günstiger ist sowie der niedrige Dollarkurs und der sowieso vorhandene Container machen die Entscheidung leicht. Aber auch die gute Qualität direkt ab Werk eines Casinoausrüsters ist ein starkes Argument. Also, wir sehen uns ab demnächst bei Moinsen Pokerrunden!
28. Mär.'08 Heute geht es los! (oder auch nicht)
Gerne würden wir ein Navigationsgerät mitnehmen, um den Autobahnen und Fernstrassen soweit wie möglich fernzubleiben. Nachdem Christian sein TomTom Rider (LINK) jedoch in Europa versehentlich zusammen mit einer Tüte Altpapier –zu erst einmal unbemerkt- in den Entsorgungscontainer gefeuert hat, haben wir hier die Finger wund gewählt, um ein neues Gerät gleicher Bauart zu erhalten. War es in Deutschland schon nur bei wenigen Motorrad-Quellen zu erhalten, so hat in Florida scheinbar keiner die Möglichkeit, das Teil auch nur zu bestellen. Manchmal, aber auch nur manchmal muss es heißen: Servicewüste USA. Nämlich dann, wenn etwas leicht außer der Reihe umgesetzt werden muss…
Aber wir haben ja Guido, Vespa Club of Florida Member und GS+T5+PX Inhaber. Guido weiß meistens Rat, und so ist es auch diesmal: er hat mit Walmart nicht nur einen Lieferanten aufgerissen, nein, das TomTom gibt es aktuell zum Sonderpreis. So schlägt Christians Entsorgungsfehler wenigstens nicht ganz so hart zu Buche, „nice price“ und Dollarkurs sei Dank.
Nachdem der Liefertermin verschoben wurde und wir schon ohne Unterstützung aus dem All losdüsen wollten, kam gestern Nacht die Nachricht: das Gerät ist auf dem Weg. Und tatsächlich, um 3 Uhr nachmittags händigt uns der UPS-Fahrer das Päckchen aus. Leider verlieren wir so einen Tag, den heute losfahren lohnt sich nicht mehr so wirklich.